Verschmelzung von Tradition und Moderne
[Dresden, 11.06.2022] Die 84. Grundschule im Dresdner Stadtteil Hellerau wurde coronabedingt erst nach bereits zweijähriger Nutzung auf expliziten Wunsch der Schülerinnen und Schüler in einer feierlichen Zeremonie offiziell eingeweiht. Das preisgekrönte Schulensemble wurde seit dem Sommer 2017 saniert. KREBS+KIEFER hat die Leistungen der Tragwerkplanung, der Bauphysik sowie des konstruktiven Brandschutzes erbracht.
Die heute unter Denkmalschutz stehenden Gebäude der 84. Grundschule „In der Gartenstadt“ wurden vollständig saniert, umgebaut und modernisiert sowie mit einem Neubau ergänzt.
Bei den vier Gebäuden handelt es sich um die damals zu sanierenden Bestandsgebäude der Grundschule mit dem dazugehörigen Hausmeisterhaus und der ehemaligen Hellerauer Feuerwache sowie um den neuen Erweiterungsbau. Der Ausbau des Schulkomplexes und die Umnutzung der alten Bestandsgebäude ist im Zuge der kontinuierlich steigenden Schülerzahlen im Dresdner Norden notwendig geworden.
Der Neubau wurde zwischen die Bestandsgebäude als ein nicht unterkellerter 2-stöckiger Baukörper aus Stahlbeton eingefügt. Ein besonderes Merkmal ist die Herstellung des Satteldaches als massive Konstruktion in Form von Stahlbetonhohldielen. Die so entstandene Gebäudehülle gliedert sich optisch in das städtebauliche Konzept ein und erfüllt gleichzeitig die hohen bauphysikalischen Ansprüche.
Neue Laubengänge in filigraner Stahlbetonbauweise verbinden den Neubau mit dem Hauptgebäude sowie der ehemaligen Feuerwache und schaffen damit einen großzügigen Innenhof, der von den Kindern genutzt werden kann.
Neben der Sanierung konnten die energetischen Standards sowie der Lärmschutz optimiert werden. Bei den energetischen Untersuchungen wurden die Bestandsgebäude und der Neubau – infolge unterschiedlicher Anforderungen sowie der Berücksichtigung denkmalpflegerischer Aspekte – separat betrachtet. Zur Sicherstellung eines zuträglichen Innenraumklimas wurden sowohl der sommerliche Wärmeschutz als auch der thermische Komfort in den Räumen des Neubaus mithilfe einer Gebäudesimulation untersucht und optimiert.
So weist die thermische Gebäudehülle des Neubaus im Vergleich zum Referenzgebäude nach Energieeinsparverordnung 15 % weniger Transmissionswärmeverluste auf. Die Versorgung mit Heizwärme erfolgt über das vorhandene Nahwärmesystem, bestehend aus einem BHKW und zwei Erdgas-Brennwertkesseln zur Spitzenlastabdeckung. Den Vorteil des BHKW’s gegenüber konventioneller Brennwerttechnik stellt das Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) dar. Durch einen Anteil von 63 % der in Kraft-Wärme-Kopplung erzeugten Wärme werden die Anforderungen des EEWärmeG für öffentliche Gebäude von der gesamten Liegenschaft erfüllt.
Auch der Lärmschutz konnte signifikant verbessert werden. Alle raumakustischen Maßnahmen wurden in Abstimmung mit dem Denkmalschutz so gewählt, dass eine geeignete Verbesserung der Hörsamkeit bei gleichzeitiger Bewahrung des ursprünglichen Erscheinungsbildes erfolgt ist. Aufgrund des anliegenden Fluglärms wurden vereinzelte Klassenzimmer mit einer maschinellen Lüftung ausgestattet. Hierfür wurde eine dezentrale Lösung mit einer Effizienzklasse von SFP 1 und einer Wärmerückgewinnung von >90 % umgesetzt.
Die haustechnischen Anlagen wurden vollständig erneuert, Flucht- und Rettungswege optimiert und alle Nutzungsebenen barrierefrei durch neue Aufzüge erschlossen.
Im Zuge des Baufortschrittes wurden Schäden an der Bestandskonstruktion der Eisenbetondecken des Hauptgebäudes sowie des Dachtragwerks und der Holzbalkendecken der ehemaligen Feuerwehr festgestellt. KREBS+KIEFER übernahm hierbei zusätzlich die Leistungen der Bauzustandsfeststellung, der Nachrechnung von historischen Massivdecken und Holzkonstruktionen sowie der Planung und Überwachung der Ertüchtigungs- und Instandsetzungsmaßnahmen. Die dabei erforderlichen Bauzustände sind ebenfalls bemessen und die Abfangkonstruktionen vorgegeben worden. Weiterhin wurden Ertüchtigung im Bereich der Bestandsgründungen geplant und umgesetzt.
Zur Umsetzung des Brandschutzes und der barrierefreien Erschließung des Hauptgebäudes wurde ein neues Treppenhaus mit Aufzug in Stahlbetonbauweise in das vollständig umschlossene Gebäude gebaut. Um das Brandschutzkonzept umzusetzen, hat KREBS+KIEFER Nachweise des konstruktiven Brandschutzes erbracht. Hierbei erfolgte die brandschutztechnische Bewertung der vielen verschiedenen denkmalgeschützten Baukonstruktionen anhand von durchgeführten Brandversuchen an historischen Konstruktionen, von Fachliteratur und bauzeitlichen Normen.
An der zweizügigen Grundschule lernen aktuell etwa 200 Schülerinnen und Schüler neben dem vorgegebenen Lehrplan die traditionell an der ehemaligen Volksschule unterrichtete Rhythmik. Eine Besonderheit, die als Tradition auch an der heutigen 84. Grundschule fortgeführt wird.
Für dieses Schulensemble wurden die Objektplaner mit dem Architekturpreis 2021 des BDA Sachsen ausgezeichnet.