Wildkorridor zum Schutz von Mensch und Tier - Verkehrsfreigabe B31
[Friedrichshafen, 24.08.2021] Nach nahezu siebenjähriger Bauzeit wurde der Bauabschnitt der B31, Immenstaad – Friedrichshafen feierlich für den Verkehr freigegeben. Der Festakt wurde durch Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, Landesverkehrsminister Winfried Hermann, Oberbürgermeister von Friedrichshafen Andreas Brand und dem technischen Geschäftsführer der Projektmanagementgesellschaft DEGES, Dirk Brandenburger, durchgeführt.
Das Projekt umfasst einen Abschnitt von 7,1 Kilometer, 13 Brücken und die neuen Anschlussstellen FN Fischbach, FN-Nordwest (Kluftern, Manzell) und FN West (Schnetzenhausen). Ziel ist es mehrere Teilgemeinden vom Verkehr zu entlasten, welcher bis zu 27.000 Fahrzeuge täglich umfasst.
Die Trasse der B31 durchschneidet u. a. das Waldgebiet „Buchschach“, was einen Eingriff in die Bewegungsfreiheit der Wildtiere bedeutet. Im Rahmen des Projektes arbeitete KREBS+KIEFER, beauftragt durch die DEGES, an drei Ingenieurbauten, die es den Tieren auch zukünftig ermöglichen sollen, die Gebiete seitlich der B31 über einen Korridor sicher zu wechseln: Grünbrücke, Fledermausüberflughilfe und Kollisionsschutzzäune.
Mittels der 50 m breiten Grünbrücke wird die Durchschneidungswirkung der B31 abgemildert. Über die Grünbrücke wird es den Tieren ermöglicht gefahrlos die B31 zu queren. Gleichzeitig wird auch ein Forstweg überführt.
Das Brückenbauwerk wurde als zweifeldriges Rahmenbauwerk mit jeweils etwa 14 m Stützweite ausgebildet. Die einen Meter starke Stahlbetonvollplatte bildet den Überbau, die Rahmenwände wurden mit 80 cm flach gegründet. Um zudem die Tiere vor Lärm und Blendungen durch den Kraftfahrzeugverkehr zu schützen, wurden beidseitig jeweils rund 290 m lange Irritationsschutzwände in Holzbauweise mit vertikal verlaufender Lärchenholzverschalung errichtet.
Im weiteren Verlauf der B31 wurde eine Fledermausüberflughilfe gebaut, um die Zerschneidungswirkung der Trasse für die Flugtiere zu minimieren. Das Bauwerk wurde als Trogbauwerk mit einer lichten Breite von etwa sechs Metern zwischen den mindestens drei Meter hohen, als Fachwerkträger ausgebildeten Wänden, geplant. Die Stützweite beträgt rund 35 m.
Beidseitig an den Ausläufen der Überflughilfe wurden Kollisionsschutzzäune als leitende Elemente zur Fledermausüberflughilfe installiert. Die Wirkung der Zäune basiert auf der verhältnismäßig niedrigen Flughöhe der Tiere. Durch die enge Maschung der Zäune wird den Fledermäusen eine geschlossene Wand vorgetäuscht. Sie geleiten die Fledermäuse somit zuerst parallel der Fahrbahn entlang bis hin zur Überflughilfe. Erst wenn die Sinne der Flugtiere die Unterbrechung der Kollisionsschutzzäune in Form des Trogbauwerks erkennen, überqueren sie die Fahrbahn. Die Oberkante der Schutzzäune ist vier Meter oberhalb der Straße vorgesehen und schließt bündig an die Obergurte der Fachwerkträger des Trogbauwerks an.
Alle drei Maßnahmen schützen nicht nur die Tiere, sondern verringern auch potentielle Zusammenstöße mit vorbeifahrenden Fahrzeugen und deren Insassen.