Im Gespräch mit Prof. Dr. Jan Akkermann
Wir haben zum Thema Nachhaltigkeit nachgehakt.
Längst ist das Thema Nachhaltigkeit in der Baubranche angekommen. Inwieweit gehört die Beschäftigung damit inzwischen zum planerischen Alltag von KREBS+KIEFER?
Die planerische Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsthemen gehört mittlerweile zu unserem Selbstverständnis. Beispielsweise werden unsere Leistungen im Bereich Wärmeschutz und Energieeffizienz wesentlich hierdurch bestimmt. Bei Konstruktionen haben Materialwahl und -verwendung eine große Bedeutung. Darüber hinaus gewährleisten unsere Tätigkeitsfelder mittelbar die Nachhaltigkeit. Unsere Planung dauerhafter Verkehrsbauwerke für Eisenbahn, Radfahrer und Fußgänger sowie bei Wasserstraßen unterstützen die Mobilitätswende. Im Bereich Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordination (SiGeKo) sorgen wir für einen nachhaltigen Baustellenbetrieb.
Ist nachhaltiges Bauen eigentlich eine Kostenfrage? Macht es das Bauen teurer?
Das ist eine Frage des Bauwerks-Lebenszyklus und der ganzheitlichen Betrachtung. Der aktuell oft noch höhere Kostenansatz ressourceneffizienter Konstruktionen wird schnell durch die Berücksichtigung von Gesamt- und Folgekosten relativiert. Qualitativ hochwertige und damit langlebigere Bauwerke bedürfen eines geringeren Instandhaltungsaufwands und einer späteren Ersatzinvestition. Diese Aspekte werden in die Entscheidungsvorlagen bei Planungen von KREBS+KIEFER integriert.
Nachhaltiges Bauen muss auch immer soziokulturelle Aspekte berücksichtigen. Wie wird dieser Aspekt beispielsweise Wohnen und Arbeiten verändern?
Die anstehende Energie- und Mobilitätswende bringt eine Veränderung unserer Gewohnheiten mit sich. Die Pendlerströme der letzten Jahrzehnte werden ersetzt durch ein urbanes Miteinander, verbunden mit der Schaffung neuer öffentlicher Räume. Arbeiten wird mehr zuhause stattfinden.
Die Arbeitsstätten erfahren eine höhere Aufenthaltsqualität. Die hierfür notwendige Infrastruktur hängt eng mit dem Bauwesen zusammen: Alternative und flexible Verkehrskonzepte und -formen werden unsere Mobilität gewährleisten. Nachhaltige Konstruktionen, die wir bei KREBS+KIEFER immer anstreben, ermöglichen ressourceneffizientes und immissionsarmes Wohnen und stellen den Verkehr sowie die Ver und -entsorgung mit Energie, Wasser und Medien sicher. Automatisierte Produktion ermöglicht eine neue Arbeitsqualität.
Gibt es Projekte, für die Nachhaltigkeit von nachrangiger Bedeutung ist?
Nein. Die Begrenztheit unseres Planeten verbunden mit der hohen Bevölkerungsdichte und unserem Ressourcenanspruch in Industrienationen bedingen eine Auseinandersetzung mit der Nachhaltigkeit in allen Wirtschafts- und Lebensbereichen. Gerade im Bauwesen mit seinem enormen Ressourcenverbrauch, aber auch mit seiner unverzichtbaren Bedeutung für die zivilisatorische Gesellschaft spielt die Nachhaltigkeit mehr oder weniger immer eine Rolle.
‚Cradle to cradle’ bezeichnet in der Baubranche den Prozess, Gebäude möglichst so konstruieren, dass Wert- bzw. Baustoffe ihren ursprünglichen Wert behalten. Wie weit sind wir in diesem Prozess? Wie konsequent wird hier bereits geplant?
Während das Ziel, eine Ressource (Material, Energie, Raum, usw.) so lange wie möglich zu verwenden, zwar den Verbrauch verzögert, aber letztendlich dennoch irgendwann zur Knappheit führt, stellt „cradle to cradle“ quasi das Ideal einer – weitgehend – immer wiederkehrenden Nutzung dar. Hier gibt es erste Anwendungserprobungen im Bereich von Ausbauelementen und Fassaden sowie mit Recyclingbaustoffen. Von einem konsequenten Einsatz sind wir aber noch weit entfernt. Hierauf gilt es in den nächsten Jahren verstärkt unser Forschungs- und Entwicklungsinteresse zu fokussieren. KREBS+KIEFER wird sich bei dieser wichtigen Herausforderung bei der Weiterentwicklung im Zuge von Pilotprojekten engagieren.